Verband für landwirtschaftliche Fachbildung in Bayern e.V.

Die Organisation für Aus-, Fort- und Weiterbildung im Agrarbereich

vlf Landesversammlung 2016

„Das Engagement des vlf für die berufliche Fachbildung ist von unschätzbarem Wert", so Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt

"Mit seinem Veranstaltungsangebot ist der vlf einer der wichtigsten bedarfsorientierten Bildungsanbieter für den Agrarbereich. Gut ausgebildete und hochqualifizierte Fachkräfte, ob als Betriebsleiter oder Angestellte, sind die Grundvoraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg und nachhaltige Nutzung der Lebensgrundlagen. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wird deutlich, dass landwirtschaftliche Betriebe mit gut ausgebildeten Fach- und Führungskräften deutlich besser mit solchen Situationen umgehen können. Auch für die Zukunftsfragen der Digitalisierung, des Klimaschutzes oder der Welternährung müssen wir auf Ausbildung und Nachhaltigkeit setzen. Wir wollen diese Herausforderungen gemeinsam mit der Landwirtschaft bewältigen. Denn die Landwirtschaft gehört in die Mitte der Gesellschaft“ (Zitat von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt anlässlich der vlf-Landesversammlung in Roding).

Bericht der Chamer Zeitung am 21.11.2016

„Die Landwirtschaft ist kein Angeklagter“

Sondern ein Teil der Lösung – Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt bei vlf-Landestagung

Roding. (jh) Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt hat vor mehreren hundert Zuhörern bei der Landestagung des Verbandes für landwirtschaftliche Fachbildung in Bayern (vlf) deutlich ausgesprochen, wo Handlungsbedarf besteht. Der Politik sei dies durchaus bewusst. Der Allgemeinheit sei hingegen nicht bewusst, so Schmidt, wie viel Liebe zum Berufsstand und Engagement dahinterstecken. „Diese Liebe des Bauernstandes kommt nicht raus bei jenen, die immer alles problematisieren.“

Der Landesverband für landwirtschaftliche Fachbildung in Bayern zählt 75 Kreisverbände und 115 000 Mitglieder. Wie Landesvorsitzender Hans Koller zur Eröffnung im Soldatenheim „Haus Ostmark“ sagte, müsse der Berufsstand aus der Defensive und der permanenten Verteidigungshaltung herausgeführt werden. Der Bürokratieabbau war ihm außerdem ein wichtiges Thema. Ein anderes Anliegen an den Minister betraf den Wunsch, den Wert regionaler und gesunder Lebensmittel zu betonen und deren Produktion sichtbarer zu machen. „Das Berufsfeld der Hauswirtschaft muss Anerkennung finden.“ Um seinen Bildungsauftrag zu erfüllen brauche der vlf Beistand, denn die bürokratischen Hemmnisse und Umsetzungsmodalitäten, um an Fördergelder zu gelangen, seien kaum überwindbar.

Bundesminister Christian Schmidts Rede stand unter dem Thema „Landwirtschaft in der Mitte der Gesellschaft – für eine bäuerliche Zukunft“. Eingangs erinnerte er an Staatssekretär a. D. Markus Sackmann, der sich große Verdienste um den ländlichen Raum erworben habe. Der Bauernstand, so der Redner, werde derzeit mit unqualifizierter Kritik überzogen. Dabei sitze die Landwirtschaft nicht auf der Anklagebank, sondern sei Teil der Lösung, wenn man beispielsweise an den Nutzwald und seine Bedeutung bei der CO²-Bindung denke. Die Bauern seien vom Klimawandel als erste betroffen. Daher sei es nötig, entsprechend gebildet zu sein, um reagieren zu können. Neben den Erfahrungsträgern seien hierbei aber auch jugendliche Querdenker nötig.

Verschiedene Themen riss der Bundesminister an, so die Düngeverordnung und den Gülle-Import aus den Niederlanden. Verbesserung sei von politischer Seite her anzustreben. Das Breitband eröffne Möglichkeiten, andere Arbeitsplätze in der Landwirtschaft zu entwickeln. Die Entbürokratisierung nannte der Redner eine Herkulesaufgabe. Was die Ernährung anbelangt, so danke er den Hauswirtschafterinnen, die den Jüngeren Ehrfurcht vor dem Essen vermitteln und die Vorstellung von der Allverfügbarkeit der Lebensmittel korrigieren.

Was die Milch betrifft, so liege das Risiko heute nur bei den Erzeugern, nicht aber bei der verarbeitenden Industrie und den Händlern. Diese Struktur müsse geändert werden. Tierwohl und Tierhaltung sorgen ferner für Aufruhr. Auch hier gelte es, der nächsten Generation von Bauern den Weg für eine gute Zukunftsperspektive zu ebnen.

In seinem Grußwort bekräftigte Landrat Franz Löffler, dass die Kommunalpolitik mithelfen wolle, das Image der Landwirtschaft ins rechte Licht zu rücken. Und verwies mit Stolz darauf, dass der Landkreis Cham der erste Kreis in Bayern ist, der gerade eine hundertprozentige Anschlussdichte an das schnelle Internet schaffe.

Selbstbewusstsein wünschte Rodings Bürgermeister Franz Reichold dem Berufsstand. Auch er ist der Meinung, dass viel schlecht geredet werde. Im Vergleich zu früher sei der Tierschutz doch um hundert Prozent besser geworden. Dem vlf dankte er, sich der Aus- und Fortbildung zu widmen, denn nur so sei es möglich, jenen zu entgegnen, die kritisieren, ohne sich auszukennen.

Dass Bauern mit Anbindehaltung durchaus auch gut mit ihren Tieren umgehen können, merkte BBV-Präsident Walter Heidl zum Thema Tierwohl an. Generell sei die Laufstallförderung ein richtiger Weg, doch sei auch Vernunft einzufordern. Die Ferkelkastration nannte er eine sehr emotionale Sache: „Wir müssen hier zu einer realistischen Einschätzung zurückkommen.“

Labels bei Lebensmitteln würden derzeit nicht so angenommen. Das Bewusstsein, dass hinter diesen Labels besondere Anforderungen stecken, die einen höheren Preis bedingen, sei bislang bei Verbrauchern nicht angekommen.

Die Tagung umrahmte die Blasmusik des Musikvereins Pemfling-Grafenkirchen unter der Leitung von Mathias Achatz. -jh-

Natur zwingt zum Umdenken Michael Horsch über die Landwirtschaft, Chemie und Resistenz  

Michael Horsch bei der Landesversammlung des vlf Bayern in Roding

Michael Horsch bei der Landesversammlung des vlf Bayern in Roding

Die Ertragsmaximierung wird nach einer Einschätzung von Michael Horsch in Zukunft nicht mehr das oberste Ziel sein. In seinem Vortrag im Rahmen der Landestagung des Verbandes für landwirtschaftliche Fachbildung in Bayern am Samstagvormittag in der Stadthalle Roding erkennen gerade Bauern in großen Ackerbauzonen, dass die Natur in Situationen zwingt, die vor Jahren nicht vorstellbar gewesen sind.

Michael Horsch gehört zur Konzerngeschäftsleitung der Horsch Maschinen GmbH. Anhand des Beispiels ASS und Glyphosat – das eine ist eine viel gepriesene Arznei, das andere Mittel, in der Öffentlichkeit kritisiert, werde in der Unkrautbekämpfung eingesetzt – machte der Redner deutlich, dass die Landwirtschaft diese Art der Lobbyarbeit verpasst habe. Die Pharmaindustrie hingegen schaffe es generell, etwas auf den Markt zu bringen und Akzeptanz dafür zu erlangen.

Das Gesetz „Natur will Vielfalt“ , so Horsch, werde seit 20 Jahren mit Füßen getreten: Weniger Kulturen und Kulturfolgen, immer mehr Pflanzenschutz – gerade in den großen Ackerbauzonen der Welt setze ein Nachdenken ein. Denn die Natur wehre sich gegen Pflanzenschutz, Unkraut werde zunehmend resistent. „Die Natur zwingt uns inzwischen in Situationen, die wir uns vor Jahren nicht vorstellen konnten.“ Die nächste Generation von Wirkstoffen gegen Unkraut müsse folglich schärfer werden, sei dadurch sehr mühsam in ihrer Komplexität wie im Genehmigungsverfahren.

In Bildern und Erläuterungen zog der Referent durch die Länder und Kontinente der Welt, die er immer wieder bereist. Und er machte an Beispielen deutlich, was es für eine Macht bedeutet, wenn, wie geschehen, die Lieferanten von Goldsteig auf Futtermittel aus Übersee verzichten. Da sei es unbedeutend, ob es ein Handelsabkommen gibt oder nicht. So eine Entscheidung stelle ein Signal dar, das ein Importeur nicht ignorieren könne.

In seinem Resümee machte der Unternehmer mehrere Trends aus: Die Fruchtfolge werde wieder breiter, die Chemie weniger, der Einsatz von Dünger effizienter, die Bodenbearbeitung nehme ab. Mehr Kohlenstoff-Umsatz und weniger Diesel sah er in seiner Zukunftsvision, weniger PS und weniger Gewicht. Er stellte in Zweifel, ob Ertragsmaximierung das erste Ziel sein muss. Wer verstehe, wo uns die Natur und die Gesellschaft hinzwingen, werde ein anderes Ziel als die Ertragsmaximierung an die erste Stelle setzen. Ein Umstrukturieren ist gefragt, wofür der Landwirt und Erzeuger letztlich viel mehr Geld bekommen werde als für Erntesteigerung. Der abschließende Appell von Michael Horsch ging dahin, sich fortzubilden und sich die Fähigkeit zu einem eigenen Urteil anzueignen. -jh-