Verband für landwirtschaftliche Fachbildung in Bayern e.V.

Die Organisation für Aus-, Fort- und Weiterbildung im Agrarbereich

Vierter Milchviehtag in Neunburg vorm Wald

Am 08. November 2016 fand der vierte Milchviehtag zum Thema „Milchmarkt in der Krise“.  in Neunburg vorm Wald statt. Das Fachzentrum Rinderhaltung, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Cham, lud dazu ein. Rund 300 Teilnehmer folgten der Einladung.

Christian Schramm, Leiter des Milcheinkaufs der Molkerei Zott, zeigte die Handlungsalternativen im aktuellen Marktumfeld. Er präsentierte die positive Entwicklung seit 1995 anhand Umsatz- und Mitarbeiterzahlen. Markenprodukte bilden das Kerngeschäft von Zott. Der Sahnejoghurt besitzt 47% Marktanteil – das Ergebnis einer jahrelangen und konsequenten Zielgruppenausrichtung. Dies ist teuer, so Schramm. Wachstum findet fast nur noch außerhalb der EU statt: Russland und Asien. Das Risiko sinkt und die Absatzchancen wachsen. Der Milchpreisverlauf seit 1990 relativierte die Aussage, früher sei alles besser gewesen. Hochpreisphasen gab es da nicht. Milchstreiks belasten das Unternehmen: Ein Selbstversorgungsgrad von über 100% bedeutet Export.

Christine Schneider, Gesicht der Sendung „Unser Land“, referierte über die Bedeutung des Wortes „Image“. Wieso brauchen Landwirte auch noch ein Image? „Wie werde ich von „denen“ – den Verbrauchern – gesehen“. Die Einteilung in „gut“ und „schlecht“ geht schnell: Massentierhaltung, keine Einstreu, hornlose Tiere und hohe Leistung. Umfragen zeigen ein ambivalentes Bild, wenn es um Bedeutung und Vertrauen in die Landwirte geht. An artgerechte Nutztierhaltung glauben nur 24% der Gesellschaft. Warum berichten Journalisten, wie sie berichten? „Die Mehrzahl kenne eben keine Landwirte“, so Schneider. Bilder sind „Schnellschüsse“ in das Gehirn der Leser. Lehrer, Journalisten und geschulte Landwirten sollten kooperieren. Vorbild sind hier viele Landwirte aus dem Ökobereich. Fehlt diese emotionale Komponente, so entsteht Unsicherheit. Auf einmal habe der Landwirt „etwas zu verbergen“. „Massentierhaltung“ muss aufgeklärt werden: „Kühe haben nun mehr Platz und durch mehr Tierwohl sinkt der Einsatz von Antibiotika“. Besetzt der Landwirt diese Position nicht, so nehmen sie Interessensgruppen wahr.

Bernd Lührmann von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen beleuchtete das „Finanzmanagement im landwirtschaftlichen Betrieb“. Liquiditätsmanagement beginnt für ihn in der Produktionstechnik. Ist die Milchleistung unbefriedigend, sind es die Auszahlungen der Molkerei auch. Rabatte und Skonti beim Betriebsmittelkauf müssen verglichen werden. Zu schnelle Tilgung von Darlehen kann zu Engpässen in der Liquidität führen. Eine Vorfälligkeitsentscheidung und Rückzahlung eines Darlehens statt eines Maschinenkaufs senkt ebenfalls die Steuerlast. Die Lösung statt die Verlagerung des Problems sei das Ziel dieses Vorgehens. Wird ein Kredit vergeben, so durchläuft der Antrag mehrere Gremien und Prüfungen – eine direkte Vergabe gibt es heute nicht mehr. Sein Fazit: In einer Hochpreisphase muss ein Liquiditätspolster angelegt werden. Fest- und Finanzierungskosten muss man im Auge behalten. „Lustkäufe“, ob Betriebsmittel oder Anlagevermögen, sind zu unterlassen. Der Kontakt zur Hausbank soll offen und regelmäßig bestehen. Der schlechteste Weg ist sicher der, den Kopf in den Sand zu stecken. Die Rentabilität definiert das Einkommen des Betriebes – die Liquidität gibt seine Perspektive vor.

Die anschließende Podiumsdiskussion wurde mit zwei provokanten Videobeiträgen eingeleitet. „Nichts ist so billig wie Milch“ war dessen Kernthese. Die Aufmerksamkeit der Landwirte war gesichert. Zwei Landwirte berichteten von ihren Betrieben. Einer betreibt erfolgreich eine Hofmolkerei, der andere erzeugt Energie und produziert ausschließlich Heumilch. Fazit der Fachleute aus der Diskussion war, dass der Milchmarkt derzeit eine Marktschwäche erlebt. Auf solche Ereignisse müsse man sich künftig einstellen. Jeder milchviehhaltende Betrieb ist daher gefordert betriebsindividuell und nachhaltig Wege zu finden, um auch zukünftig bestehen zu können.