Verband für landwirtschaftliche Fachbildung in Bayern e.V.

Die Organisation für Aus-, Fort- und Weiterbildung im Agrarbereich

Landesversammlung des vlf Bayern in Herrsching

Landwirtschaftsminister Helmut Brunner, EU-Abgeordneter Manfred Weber und Bernhard Kowatsch, Leiter des Innovation Accelerator des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen, zu Gast bei der Jahresveranstaltung des vlf Bayern

Am 28.10.2017 fand die Landesversammlung des vlf Bayern im Haus der bayerischen Landwirtschaft Herrsching statt. Mehr als 230 Mitglieder des vlf kamen aus ganz Bayern angereist, um der hochkarätig besetzten Veranstaltung beizuwohnen. Nach der Begrüßung des Landesvorsitzenden Hans Koller sprach der Landwirtschaftsminister Helmut Brunner zu den Gästen. Anschließend folgten die Grußworte des BBV-Präsidenten Walter Heidl und des 1. Bürgermeisters von Herrsching, Christian Schiller. Nach der Rede des EU-Abgeordneten Manfred Weber zum Thema "Ländliche Räume - Stabiltätsanker für Europa" referierte Bernhard Kowatsch, Leiter des Innovation Accelerator des WFP in München über "Innovation und neue Technologien für Ernährungssicherheit und Unterstützung von bäuerlichen  Strukturen – neue Ansätze des Welternährungsprogramms". Schließlich wurde das Goldene Verbandsabzeichen an 7 verdiente Persönlichkeiten des vlf verliehen.

top agrar südplus (Claus Mayer) berichtete über die Veranstaltung:

Bayerns Landwirtschaftsminister Brunner will Lebensmittel aus dem Freistaat auf eine Stufe mit den Autos und dem Fußball bringen. Warum das nur mit guten Berufs- und Fachschulen gelingt, erklärte er beim vlf.
Die Berufs- und Fachschulen müssen junge Landwirte auf die Digitalisierung vorbereiten, gab sich Brunner überzeugt. Bayern werde diese ab 2018 in den Lehrplänen verankern. Zudem solle man den Schülern auch Grundlagen der Öffentlichkeitsarbeit beibringen. „Nur wenn wir Profis in der Kommunikation sind, können wir Vorurteilen und Halbwissen ein Stück weit entgegenwirken“, sagte er bei der Landesversammlung des vlf Bayern in Herrsching. Mit erstklassigem Know-How von den Schulen kompensiere man möglicherweise gar die Knappheit landwirtschaftlicher Nutzfläche.

„Obergrenze für Betriebe“
Weil andere Landwirte stets günstiger produzieren als die heimischen, müssen die bayerischen Bauern auf Premiumqualität und hohe Wertschöpfung setzen, erklärte der Minister: „Wir wollen auch mit unseren Lebensmitteln in der Champions League spielen.“ Das gelinge nur, wenn man den Verbraucher umwirbt und dessen Wertschätzung genießt. Parallel müsse der bäuerliche, familiengeführte Betrieb das Leitbild für Landwirtschaft und Förderpolitik bleiben. „Wir brauchen eine Obergrenze für die Betriebsgröße“, forderte er.

Brunner zeigte sich dankbar für das Engagement des vlf für die landwirtschaftliche Aus- und Weiterbildung. Der Verband werde ihm auch in Zukunft „lieb und teuer“ sein.

In dasselbe Horn stieß der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, Walter Heidl. Fachbildung müsse mehr bieten als Fachwissen, vor allem im Bereich Öffentlichkeitsarbeit. So könnten die Landwirte verhindern, dass sie und die Gesellschaft noch weiter auseinanderdriften. Dies sind auch die Punkte, an denen der vlf-Landesvorsitzende Hans Koller arbeiten möchte. Die moderne Landwirtschaft erfordere praxisnahe Bildung und Ausbildung, Rahmendbedingungen für familiengeprägte Betriebsstrukturen, lebendige Verbände und die Erkenntnis der Gesellschaft, dass wir die Potential der fruchtbarsten Regionen der Welt verantwortungsvoll nutzen müssen. Der vlf sehe seinen Bildungsauftrag daher nach außen wie nach innen.

Ehrenamt überaltert? Christine Wutz, die stellvertretende vlf-Landesvorsitzende, bat die Mitglieder, neue Ehrenamtliche zu werben. „Beginnen Sie jetzt mit der Suche!“, forderte sie angesichts der Verbandswahlen im kommenden Jahr. Der überwiegende Teil der Ehrenamtlichen sei persönlich angesprochen worden, ob er sich engagieren wolle. Beim Blick in den Saal stellte sie mit einem Augenzwinkern ein fortgeschrittenes Durchschnittsalter fest, „ohne jemandem zu nahe treten zu wollen.“

Der vlf verlieh das Goldene Verbandsabzeichen für besonderes Engagement an Franz Eichinger, Hannelore Paulus, Matthias Ullmer, Anna Regner, Bernhard Gerauer, Adolf Baumann sowie Johann Kornes.



Auszug aus dem Artikel des Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblattes (RL): 

........In der EU-Agrarpolitik gelte es deutlich zu machen, dass die Landwirtschaft kein klassischer Subventionsempfänger ist", so der EU-Abgeordnete Manfred Weber. Zahlungen dürften nicht gekürzt werden. Wenn dies der Fall wäre, will niemand anders diese Leistung erbringen. Und viele Landwirte würden auf der Strecke bleiben. Ein Szenario á la "Landschaft wegen Insolvenz geschlossen" mag sich Weber nicht vorstellen.

Bernhard Kowatsch, Leiter des Innovation Accelerator des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen, informierte schließlich über die Arbeit der in München angesiedelten Stelle. Dort kommen Mitarbeiter des Ernährungsprogramms, Experten aus der Wissenschaft sowie Vertreter der Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft zusammen. Das Ziel: Gemeinsam Lösungsansätze für eine Welt ohne Hunger zu entwickeln und zu verfeinern. "Wir suchen nach den besten Ideen".
Es ist nach wie vor so, dass jeder neunte Mensch nicht genug zu essen hat, um ein gesundes und aktives Leben zu führen. Insgesamt sind 815 Mio. Menschen weltweit betroffen. "Aber wir machen Fortschritte bei der Bekämpfung des Hungers", betonte Kowatsch. 1990 lag die Zahl nämlich noch bei einer Milliarde. Kowatsch berichtete von Projekten in Uganda, Sambia und im Libanon. Unter anderem kommt dabei Hydrokultur zum Einsatz. Ein zentraler Gedanke ist: Hilfe zur Selbsthilfe.