Verband für landwirtschaftliche Fachbildung in Bayern e.V.

Die Organisation für Aus-, Fort- und Weiterbildung im Agrarbereich

Ja zu Arten- und Insektenschutz – Nein zum Volksbegehren

Stellungnahme des vlf Bayern zum Volksbegehren

Der Vorstand des vlf Bayern spricht sich gegen das anstehende Volksbegehren „Rettet die Bienen“ aus, da dieser irreführende Slogan den Menschen vermittelt, dass durch Unterstützung des Volksbegehrens Bienen gerettet werden. 

Ziel der Initiatoren des Volksbegehrens ist es, in die Bewirtschaftung einzugreifen und durch Bevormundung und Diskreditierung der landwirtschaftlichen Ausbildung Klischees zu bedienen, und das mit Unwahrheiten. Heutzutage nennt man dies Fake-News bzw. alternative Fakten. Der Berufsstand Landwirtschaft wird als alleiniger Verursacher für das Insektensterben dargestellt und bewusst in ein schlechtes Licht gerückt.

Der Vorstand des vlf Bayern verweist in diesem Zusammenhang auf die vielfältigen Leistungen und Bemühungen der Landwirtschaft, ordnungsgemäße Landbewirtschaftung zu betreiben. Der vlf unterstützt die vielfältigen Initiativen von Kulturlandschaftsprogramm, Vertragsnaturschutz und der Anlage von Blühstreifen. Dies alles wäre durch einen Erfolg des Volksbegehrens gefährdet, insbesondere die EU-Fördermittel, die gerade Bayern in hohem Maße ausschöpft. Es gilt Freiwilligkeit vor Ordnungsrecht.

Verantwortung, Verlässlichkeit und Vertrauen ist unsere Devise und deshalb bitten wir unsere Mitglieder, aber nicht nur diese, nicht zu unterschreiben und auch in ihrem Umfeld dafür zu werben, sich nicht an dieser Initiative zu beteiligen. Vielmehr sollte sich jeder Bürger hinterfragen, was er konkret für Arten- und Insektenschutz selber tun kann, z. B. in der Gestaltung seines Hausgartens, wie die eigenen Lebensgewohnheiten sind, wie und was er konsumiert, wie er Urlaub macht oder wie seine Freizeitaktivitäten aussehen. Notwendig ist, alle Lebensbereiche zu hinterfragen. 

Unlauter ist auch, mit welchen emotionalen Darstellungen gegen die Landwirtschaft vorgegangen wird, wie einige Filmspots zur Volksbefragung es zeigen.

Hierzu einige Fakten zur und Konsequenzen für Landwirtschaft:

  • Laut einer Studie des Imkerverbandes, bei der die Ursachen von gefundenen toten Bienen untersucht wurden, starben 50% an der Varroa-Milbe, 25% an verwendeten Giften in Hausgärten (z. B. Ameisenköder lockt Bienen an und diese tragen das Gift in den Bienenstock…) und 25% an Einflüssen aus der Landwirtschaft – das heißt:
    ALLE sind gefordert: Imker, Privatpersonen, Hausbesitzer und Landwirte. Im Gegensatz zu diesen Gruppen handelt die Landwirtschaft bereits konkret.
  • Fast 40% der bayerischen Agrarflächen werden nach Richtlinien von Kulturlandschaftsprogramm (KULAP)und Vertragsnaturschutz bewirtschaftet.
  • Das bayerische Umweltministerium bestätigt, dass 700.000 ha KULAP-Flächen einen besonderen Beitrag zur Biodiversität beitragen; über das bayerische Vertragsnaturschutzprogramm kommen nochmals 80.000 ha hinzu.
  • Seit Jahren werden aktiv und freiwillig Blühstreifen angelegt – 2018 entsprach dies einer Länge von Hamburg bis Gibraltar.
  • Bauern treten für Artenschutz und Artenvielfalt ein und haben ein hohes Interesse daran – dazu braucht es dieses Volksbegehren nicht.
  • Die Artenvielfalt in den Hausgärten nimmt rapide ab, was in den trendigen steinigen, dafür unkrautfreien Gartengestaltungen gut zu beobachten ist. Die pflegeleichten, „sauberen“ Sport- und Freizeitanlagen und Straßenränder, zum Schutze vor Bienenstichen entsprechend gepflegt werden, ergänzen das Bild!!!
  • Eine staatlich festgelegte Zahl an Bio-Betrieben gefährdet die Märkte und somit wirtschaftliche Grundlagen. Die Zahl der Bio-Betriebe steigt und das ist gut so. Aktuell gibt es allerdings von Seiten der verarbeitenden Lebensmittelindustrie Annahmestopps für Biowaren, da der Markt die Menge nicht aufnehmen kann. Umstellungswillige Betriebe können nicht umstellen.
  • Der Strukturwandel in der Landwirtschaft nimmt zu, da unter den dann folgenden Rahmenbedingungen viele Betriebe, besonders die kleineren, nicht mehr existieren können.
  • Das Volksbegehren sieht massive Eingriffe in das Eigentum unserer Betriebe und Bewirtschaftungseinschränkungen vor, die nicht hingenommen werden können.
  • Weiter steigende Bürokratie, Reglementierung und Enteignung wären die Folge eines Erfolges des Volksbegehrens.
  • Auch interessant: Die Zahl der Imker und der Bienenvölker steigt seit Jahren wieder an.
  • Da die genauen Ursachen und die Ausmaße des Insektensterbens kaum erforscht sind, unterstützen wir eine intensive Forschungsarbeit. Bereits bekannte und gravierende außerlandwirtschaftliche Ursachen werden von diesem Volksbegehren nicht berücksichtigt, z. B.  Flächenversiegelung, Straßenverkehr, Flugverkehr, Straßenbeleuchtung (Lichtverschmutzung!), Industrieabgase, Mobilfunk, Klimawandel.
  • Die Unterstellung des Volksbegehrens, dass die Ausbildung in der Landwirtschaft die Belange von Umwelt-, Natur- und Tierschutz bzw. Biodiversität vernachlässigt, sind schlichtweg falsch. Die Inhalte in der Aus- und Fortbildung unterstehen einer steten Weiterentwicklung und haben genau diese Punkte zur Zielsetzung. Es lohnt, die Lehrpläne und die didaktischen Aufbereitungen sich näher anzuschauen.
  • Moderne Landwirtschaft und Schutz von Schöpfung und Tieren sind kein Gegensatz. Vielmehr beinhaltet der Begriff „Nachhaltigkeit“ Ökonomie, Ökologie und soziale Gesichtspunkte in Einklang zu bringen.

Wir alle müssen etwas für die Artenvielfalt tun. Das schaffen wir, wenn wir unsere Art zu leben hinterfragen und daraus richtige Konsequenzen ziehen z.B. wie wir Urlaub machen, wie wir unsere Gärten gestalten und wie wir unsere Flächen bewirtschaften. Die einseitige Schwarz-Weiß-Malerei des Aktionsbündnisses ist nicht die Lösung!

Das Volksbegehren zerstört Existenzen und führt zu einem STRUKTURBRUCH.

Deshalb:   KEINE Unterschrift für das Volksbegehren!