Verband für landwirtschaftliche Fachbildung in Bayern e.V.

Die Organisation für Aus-, Fort- und Weiterbildung im Agrarbereich

Kommunikationsseminar „Dialog auf Augenhöhe“

Die Diskussion über die rückgehende Artenvielfalt hat in der Landwirtschaft das Bewusstsein geschärft, wie wichtig es ist, mit der Bevölkerung zu sprechen.

Am 10. und 11. Februar fanden sich daher 15 Landwirtinnen und Landwirte aus dem Landkreis Kelheim im Berufsbildungswerk Abensberg ein, um im Rahmen eines Seminars zum Thema „Dialog auf Augenhöhe“ geschult zu werden.

Eingeladen dazu hatte der vlf Abensberg e. V., welcher mit fachlicher Unterstützung des vlf-Landesverbandes sowie der Raiffeisenbank Kreis Kelheim eG Eberhard Breuninger als Trainer gewinnen konnte. Herr Breuninger arbeitete viele Jahre als Redakteur der landwirtschaftlichen Fachzeitschrift top agrar und begleitet seit über 20 Jahren namhafte Unternehmen in den unterschiedlichsten Entwicklungsprozessen.
Was sich so einfach anhört, bereitet, wie von den Lehrgangsteilnehmern bestätigt, in der Umsetzung so seine Probleme. Die Zauberformel für eine gelungene Kommunikation lautet lediglich: Höre deinem Gegenüber zu und redet dann „mit“-einander. Aktiv zuhören bedeutet, tatsächlich auch das zu hören und zu verstehen, was der Gesprächspartner sagt und meint. Dazu bedarf es oft der Rückfrage und Wiederholung des Gesagten, um abzuklären, ob auch tatsächlich das gemeint war, was bei einem angekommen ist. Dabei darf Verstehen nicht mit einverstanden sein verwechselt werden. Zuhören und nachfragen schafft die Grundlage dafür zu erkennen, wie der Gesprächspartner so tickt und was ihn bewegt.
Wie die Seminarteilnehmer bald feststellen mussten, machen es viele Ausgangssituationen sehr schwierig, in ein erfolgreiches und konstruktives Gespräch zu starten. Oft bieten persönliche Abneigungen, wie beispielsweise Neid aber auch pauschale Vorurteile („Der Landwirt ist Subventionsausbeuter, Massentierhalter, Umweltzerstörer,…“), dem Dialog auf Augenhöhe schlechte Startbedingungen bzw. emotional geladene Gesprächspartner geben einem konstruktiven Gespräch von vornherein kaum eine Chance.
Der zweite Teil der Zauberformel beinhaltet das „mit“-einander Reden. Reden heißt nicht, sich mit Worten zu duellieren, sondern es bedeutet, zu informieren und gleichzeitig Sympathie und Vertrauen zu erzeugen. Bildlich ist ein gelungener Dialog mit einem Tischtennisspiel zu vergleichen: der Ball wird aufgenommen, mit konstruktiven Fragen oder Argumenten zurückgespielt, manchmal intensiver, manchmal moderater, aber immer in einem vorgegebenen Spielfeld mit vorgegebenen Regeln. Spätestens bei der Beobachtung der Übenden oder bei deren Rückmeldung wurde jedem Lehrgangsteilnehmer klar, welchen entscheidenden Einfluss die Körpersprache über Mimik und Gestik auf den Gesprächsverlauf und die Wirkung des Gesagten hat. Vermitteln ein gesenkter Blick und ein „Rumgezapple“ doch eindeutig Unsicherheit und Unruhe. Ein klarer offener Blick, ein fester Stand auf zwei Beinen und gerne auch ein gewinnendes Lächeln geben die Botschaften weiter „Komm lass uns reden, ich habe nichts zu verstecken, mich interessiert was dich bewegt“. Eine gelungene Kommunikation braucht Übung und gibt Sicherheit. Wenn man dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ folgt, eröffnen sich jedem täglich ausreichend Gelegenheiten zum Üben. Mit dieser Motivation und gestärkt durch zwei intensive Schulungstage freuten sich die Teilnehmer am Ende des Seminars, als Landwirte den Dialog mit der Gesellschaft wieder zu beleben.

Statements – Erwartungen an das Seminar:

Markus Dillinger: Ich will zukünftig in Situationen mit Vorwürfen durch die Bevölkerung, Verbraucher und auch Kollegen eine besonnene, konstruktive Diskussion führen können.

Florian Huber: Warum ich am Seminar teilgenommen habe: Damit ich lerne, auf kritische und fachlich nicht haltbare Aussagen (v. a. in der Landwirtschaft) korrekt und entschieden zu reagieren. Damit ich mehr über die Wege der Kommunikation erfahre und sie bewusst anwenden kann und damit ich meinen Auftritt in Diskussionen bzw. meine Meinungsäußerung verbessern kann.

Johann Ostler: Ich bin in der Vorstandschaft von mehreren Vereinen, deshalb ist dieses Seminar eine gute Gelegenheit meine rhetorischen Fähigkeiten zu verbessern. Ich will mich und meinen Familienbetrieb besser in der Öffentlichkeit präsentieren. Von diesem Kurs erwarte ich außerdem, dass ich lerne, bei verbalen Angriffen richtig und gelassen zu reagieren.

Elisabeth Pöppel: Das Seminar ist für mich wichtig, um kritischen Fragen der Öffentlichkeit nicht ohnmächtig gegenüberzustehen. Die richtigen Worte, den richtigen Ton in Gesprächen auf Augenhöhe zu finden bzw. zu treffen, Tipps und Tricks für eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit zu bekommen und zu trainieren.

Franz Xaver Wurmdobler: Durch die immer größer werdende öffentliche Diskussion über die Zukunft der Landwirtschaft, habe ich es für nötig gehalten, mehr in meine rhetorischen Fähigkeiten zu investieren. Einerseits um die Belange der Landwirtschaft der Bevölkerung besser näherzubringen und andererseits den kritischen Stimmen fundiert entgegentreten zu können.