Verband für landwirtschaftliche Fachbildung in Bayern e.V.
Die Organisation für Aus-, Fort- und Weiterbildung im Agrarbereich
Gesellschaftlicher Wandel, Digitalisierung und Bildung, so lautete das Thema der diesjährigen Jahrestagung des vlf Bundesverbandes, die vom vlf Bayern in Passau Mitte Juni ausgerichtet wurde. Eingeladen zur Vortragsreihe "Berufsbildung in der Land- und Hauswirtschaft - künftige Anforderungen und Entwicklungen" waren die Referenten: Andrea Winterberg vom DBV, Yvonne Zwingler vom StMELF, Manfred Aue (Landwirt und Ceres-Preisträger), Andreas Dörrr (Landwirt), Alexander Schreiner von der IHK Niederbayern und Dr. Max Wohlgschaft (StMELF)
Bildunterschrift: Vortragsredner Andreas Aue bei der Bundestagung zum Thema Umgang mit Auszubildenden; Foto: vlf Bayern
Frau Winterberg vom DBV erläuterte den aktuellen Stand der Neuordnung der Ausbildungsverordnung (AO) für Landwirte. Die Novellierung befindet sich aktuell noch im Vorverfahren, hier werden erste Eckpunkte erarbeitet, um den Verhandlungsrahmen abzustecken. Ziel ist eine offene und neutrale Formulierung, um nicht bei jeder kleinen Änderung die AO anpassen zu müssen. Die vorgestellten Eckpunkte der Novellierung umfassen die neuen Themen: Sachkunde Pflanzenschutz, Landwirtschaft in der Gesellschaft, T-Führerschein, Betriebszweige (ökologisch, konventionell, Direktvermarktung, reg. Energien, etc.), Vermittlung der Ausbildungsinhalte, Prüfungssituation. In der Hauswirtschaft ist die Novellierung der AO bereits abgeschlossen, so wurde u.a. die Wahlqualifikation gestrichen, stattdessen steht die Schwerpunktwahl zur Verfügung. Neu ist auch das situative Fachgespräch, bei dem der Prüfer den Auszubildenden im Betrieb aufsucht und ihn vor Ort etwa 10 Minuten prüft.
Manfred Aue stellte seinen Betrieb vor und machte auf die Komplexität des Berufes Landwirtschaft aufmerksam. Die zunehmende Komplexität durch Veränderungen in Gesellschaft, Politik und Digitalisierung erfordere von den Landwirten ein hohes Maß an Wissen in den Bereichen Personalführung, externes und internes Management, Anforderungen an Dokumentation, neue Technik, Fertigkeiten im Bauwesen, Kenntnisse in Ausbildung und Recht. Lebenslanges Lernen und berufsbegleitende Weiterbildung sind notwendig, um dieser Komplexität zu begegnen. Er betonte, dass junge Leute nur durch aktive Mitarbeit zu begeistern sind, aber auch durch Weiterbildung in Sachen Öffentlichkeitsarbeit. Die fachliche Kompetenz, auf Verbraucher einzugehen und um Themen wie „Wie kann ich einem Zuhörer begegnen und welchen Wissensstand hat der Zuhörer?“ zu erlernen, sollten stärker gefördert werden.
Andreas Dörr sprach über die Digitalisierung in der Landwirtschaft und zeigte eindrucksvoll anhand seines Betriebes, was bereits möglich ist und welche Perspektive es für Digitalisierung in der Landwirtschaft gibt. Er betonte, dass die Politik den Landwirten die technischen Werkzeuge zur Verfügung stellen muss, um den steigenden Anforderungen an Erfassung und Kontrolle gerecht zu werden. Die Digitalisierung kann die landwirtschaftliche Arbeit durch gute Vorplanung, schnelle Kommunikation und ortsunabhängigen Zugriff auf Daten erleichtern.
Herr Schreiner, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Niederbayern, wies auf das Kernthema Fachkräftemangel hin. Der Trend zur Akademisierung führt zu einem Mangel an ausgebildeten Fachkräften in den Betrieben. Um dem entgegenzuwirken, werden mehr Auszubildende benötigt.
Herr Dr. Wohlgschaft (StMELF) ging auf die gesellschaftlichen Anforderungen in der Landwirtschaft ein und betonte ebenfalls die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens. Er warnte vor einer Überfrachtung der Ausbildungsinhalte von Landwirten und Hauswirtschaftern. Wichtig in der Ausbildung sei eine gute, ausgewogene Grundbildung, welche die Grundlage für die weitere Ausbildung sein sollte. Ziel der Ausbildung muss es sein, eine Balance zwischen Theorie und Praxis zu finden, ohne die Studierenden mit zu hohen Anforderungen zu überfordern und gleichzeitig ein attraktives Studienangebot zu bieten.
Bildunterschrift: Tagungsteilnehmer beim Vortrag von Andreas Dörr zur Smarten Technik und dem digitalem Zwilling in der Landwirtschaft; Foto: vlf Bayern