Verband für landwirtschaftliche Fachbildung in Bayern e.V.

Die Organisation für Aus-, Fort- und Weiterbildung im Agrarbereich

Zukunft der Landwirtschaft: Wege zu Nachhaltigkeit und Innovation

Landesversammlung des vlf Bayern e.V. in Lauingen diskutiert Herausforderungen und Chancen

Die diesjährige Landesversammlung des Verbandes für landwirtschaftliche Fachbildung in Bayern e.V. (vlf) fand bei Deutz-Fahr in Lauingen statt und widmete sich dem Thema nachhaltige Nutztierhaltung. Als besonderen Gast durfte der vlf Bayern den Vorsitzenden der Europäischen Volkspartei (EVP), Manfred Weber begrüßen. 

v.l. Günther Felßner (BBV), Hans Koller (vlf Bayern), Dr. Isabell Schneweis-Fleischmann (vlf Bayern), Manfred Weber (EVP), Christine Wutz (vlf Bayern), Nikolaus Geschwendtner (VLM Bayern) bei der Landesversammlung des vlf Bayern e.V. in Lauingen bei Deutz Fahr.
(c) vlf Bayern

v.l. Günther Felßner (BBV), Hans Koller (vlf Bayern), Dr. Isabell Schneweis-Fleischmann (vlf Bayern), Manfred Weber (EVP), Christine Wutz (vlf Bayern), Nikolaus Geschwendtner (VLM Bayern) bei der Landesversammlung des vlf Bayern e.V. in Lauingen bei Deutz Fahr. (c) vlf Bayern

Manfred Weber forderte seiner Rede mehr Respekt für die Landwirte. „Bauern verdienen in erster Linie Respekt und keine Anklagen“, sagte Weber und lobte die Proteste der Landwirte des vergangenen Frühjahrs, die das Verständnis für den Berufsstand erhöht hätten. Er stellte die Bedeutung starker Verbandsstrukturen in der Politik heraus und berichtete von den Herausforderungen der EU, auch in Anbetracht der globalen Entwicklungen in den USA und China. „Wenn wir unseren bisherigen Wohlstand erhalten wollen, dann müssen wir uns überlegen mit anderen Staaten zu kooperieren. Die EU wird in Zukunft in der Rolle der Welt nur eine Stimme haben, wenn Europa es schafft an einem gemeinsamen Strang zu ziehen!“, so Weber. Er versprach sich für ein geeintes Europa einzusetzen und verwies auf die gestiegene Wahlbeteiligung bei den letzten Wahlen, die gezeigt habe, dass Europawahlen nicht mehr als Nebensache betrachtet werden. Ebenfalls gab der Politiker Einblicke in aktuelle Tätigkeiten der Europäischen Union.

Hans Koller, Landesvorsitzender des vlf Bayern hob in seiner Begrüßung an die ca. 250 Teilnehmenden die Rolle des Verbandes als Brückenbauer zwischen Theorie und Praxis hervor. Die Land-, Forst- und Hauswirtschaft sind, so Koller, essentielle Partner, wenn es um Ressourcenschutz, Ernährungssicherung und Energieversorgung geht. Mit Blick auf die zunehmende Bürokratisierung forderte er, dass Betriebe nicht eingeschränkt arbeiten, sondern ihr Wissen und Können uneingeschränkt nach fachlicher Praxis einsetzen dürfen.

Die Bürgermeisterin von Lauingen, Katja Müller, und Landrat Markus Müller bezeichneten die Landwirtschaft als Innovationsmotor. „Wir brauchen den Mut von Menschen, die investieren und unsere Heimat weiterentwickeln“, betonte Markus Müller. Der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, Günther Felßner, zitierte Karl Valentin: „Die Zukunft ist gut genug und sie wird so, wie wir sie gestalten.“ Wir haben mit Abstand die besten ausgebildeten Landwirte weltweit. Damit diese auch ihrem Beruf bestmöglich nachgehen können, brauchen wir eine Richtung und Perspektive für die Zukunft, so der BBV-Präsident. Für die Umsetzung des „Green Deal“ nannte er vier Prioritäten: Ernährungssicherung, Energieversorgung, den Ersatz stofflicher Verwertungen durch grünen Kohlenstoff und den Schutz von Ressourcen wie Luft, Wasser, Boden sowie der genetischen Vielfalt und Biodiversität.

Im Anschluss folgten Impulsvorträge zu umweltverträglicher und nachhaltiger Nutztierhaltung. Prof. Dr. Stephan Schneider von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen referierte über die Klimabilanzierung in landwirtschaftlichen Betrieben – ein Thema, das bald von „Nice-to-have“ zu einem Muss werden könnte. Schneider betonte, dass Nachhaltigkeit auf drei Säulen basiert: Ökonomie, Ökologie und Soziologie. In seinem Vortrag erläuterte er, wie Milchviehbetriebe ihren ökologischen Fußabdruck verbessern können. Essentiell sei die genaue Messung von Ressourcen durch entsprechende Technik. Insbesondere die Bereiche Futter und Gülle seien entscheidende Hebel für mehr Nachhaltigkeit. Schneider wies darauf hin, dass konsequente Anwendung fachlicher Praxis die Nachhaltigkeit erheblich steigern könne. Es brauche jedoch umsetzbare Systeme, die den Betrieben als Orientierung dienen, wie das vorgestellte Managementsystem für die Kälberaufzucht, das einfache Anleitungen und Abbildungen enthält. Die Zertifizierung nachhaltiger Maßnahmen in landwirtschaftlichen Betrieben sei möglich, jedoch kostenintensiv, betonte Schneider: „Klimaschutz ohne Geld wird nicht funktionieren.“ Diese Notwendigkeit werde in allen Bereichen der Wirtschaft spürbar und habe auch Konsequenzen für die finanzielle Förderung durch die Europäische Union.

Sebastian Brandmaier von der Viehvermarktungsgenossenschaft Bayern eG sprach über die Zukunft der Viehvermarktung im Spannungsfeld von Umweltschutz, Tierschutz und Wirtschaftlichkeit. Der Rinderbestand habe sich seit dem 19. Jahrhundert um 50 % reduziert, ein drastischer Rückgang, den es in keiner anderen Branche gebe. Brandmaier machte die strengen Auflagen, Kontrollen und die Bürokratie für diese Entwicklung verantwortlich und warnte vor einem weiteren Rückgang der Tierbestände. Seine Forderung: Kontrollen mit Augenmaß und gesunden Menschenverstand, die individuell Betriebe bewerten, anstatt pauschale Standards anzuwenden.