Verband für landwirtschaftliche Fachbildung in Bayern e.V.

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Blauzunge, Maul- und Klauenseuche & Co - Was kommt noch alles auf uns zu?

Nachbericht zum Online-Vortrag des vlf Bayern 

Nach dem Ausbruch der hochansteckenden Maul- und Klauenseuche (MKS) in Brandenburg Anfang des Jahres stellen sich viele Landwirte die Frage: Wie kann ich meinen Tierbestand vor einer Infektion schützen? Dr. Andreas Randt, Geschäftsführer und tierärztlicher Leiter des Tiergesundheitsdienstes Bayern (TGD), beantwortete in einem Online-Vortrag des vlf Bayern Fragen zur Blauzungenkrankheit (BTV) und MKS.

Das Bild zeigt ein mit der Maul - und Klauenseuchenkrankheit befallenes Rind.
Bild: TGD Bayern

Das Bild zeigt ein mit der Maul - und Klauenseuchenkrankheit befallenes Rind. Bild: TGD Bayern

Warum treten immer häufiger Tierseuchen auf?

Der weltweite Handel und die Klimaveränderung begünstigen die Verbreitung von Erregern. Insekten, die als Überträger fungieren, können sich durch den internationalen Warenverkehr schnell ausbreiten. Europa ist dabei ein wichtiger Knotenpunkt in der globalen Schifffahrts- und Luftfrachtlogistik. Gleichzeitig schaffen steigende Temperaturen ideale Bedingungen für die Vermehrung und das Überleben von Insekten. In den vergangenen 15 Jahren haben sich vor allem Krankheiten in Europa, Deutschland und Bayern ausgebreitet, die von blutsaugenden Insketen übertragen werden.

Ein gutes Beispiel dafür ist das Virus BTV-3, das sich im letzten Jahr rasant über die Niederlande nach Deutschland ausbreitete. Die Viren der Blauzungenkrankheit werden durch Gnitzen übertragen. Je wärmer es ist, desto aktiver sind die Insekten und umso höher das Infektionsrisiko. „Entscheidend für den Krankheitsverlauf ist unter anderem die Anzahl der Stiche durch infizierte Gnitzen“, erklärte Randt.

Symptome und Schutz vor der Blauzungenkrankheit

BTV ist eine Gefäßerkrankung, die mit hohem Fieber einhergeht. Symptome sind Blasenbildung und schorfige Stellen an Flotzmaul, Nüstern und Zitzen. Neben dem Fieber sind ein Milchrückgang, Lahmheit und Speicheln typische Krankheitsanzeichen. Insgesamt gibt es 24 verschiedene BTV-Serotypen, eine Kreuzimmunität gibt es hier nicht. Der aktuell in Deutschland vorherrschende Serotyp ist BTV-3, aber auch BTV-8 und BTV-12 wurden bereits in Europa nachgewiesen.

Ein wirksamer Schutz gegen die Erkrankung besteht durch eine Grundimmunisierung der Herde, die mit zwei Impfungen im Abstand von drei Wochen erfolgt. Selbst in bereits infizierten Beständen kann eine Impfung helfen, den Krankheitsverlauf abzumildern.

MKS: Hochinfektiöse Gefahr

Im Gegensatz zur Blauzungenkrankheit wird die Maul- und Klauenseuche (MKS) aerogen, also durch Tröpfcheninfektion, übertragen. Sie ist eine hochansteckende, leicht übertragbare und akut verlaufende Erkrankung der Klauentiere und ist vor allem auf der Südhalbkugel weit verbreitet. Bereits vor ca. 60 Jahren setzte sich Europa das Ziel, MKS-frei zu werden. Deutschland war seit 1988 bis zum 10.01.2025 MKS frei.

Von MKS sind sieben Serotypen bekannt, die – ähnlich wie bei BTV – keine Kreuzimmunität aufweisen. Die Symptome der Krankheit ähneln denen der Blauzungenkrankheit, jedoch bildet sich bei MKS selten Schorf. Stattdessen treten schmerzhafte Blasen an Maul, Kronsaum, Zwischenklauenspalt und Zitzen auf. Besonders charakteristisch ist das Ablösen der Zungenhaut, wodurch die betroffenen Tiere vermehrt zu schmatzen anfangen. Dies führt oft zu einer ausgeprägten Schaumbildung am Maul.

Obwohl die Sterblichkeitsrate bei MKS geringer ist als bei BTV, gilt die Krankheit als eine der ansteckendsten in Europa. Wird ein Fall entdeckt, wird umgehend eine Sperrzone von drei Kilometern errichtet, innerhalb derer alle Klauentiere gekeult werden. In einer erweiterten Überwachungszone werden alle Tiere, Transporte und weitere potenzielle Infektionsquellen getestet. Dr. Randt warnte besonders auch vor der Gefahr einer Übertragung auf Wildschweine.

Biosicherheit als entscheidender Schutz

Der beste Schutz gegen die Ausbreitung solcher Seuchen ist die Einhaltung strikter Biosicherheitsmaßnahmen auf landwirtschaftlichen Betrieben. Randt appellierte an alle Landwirte, ihre Biosicherheitskonzepte regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls zu verbessern. „Der Schutz des eigenen Betriebes ist gelebter Tierschutz!“, betonte er abschließend.

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