Verband für landwirtschaftliche Fachbildung in Bayern e.V.

Die Organisation für Aus-, Fort- und Weiterbildung im Agrarbereich

Bauern kritisieren Bienen-Volksbegehren

vlf-Kreisvorsitzender Sebastian Dickow:„Wünschenswerter Gedanke, aber der Weg ist der Falsche“

Von Michael Kronawitter, Landauer Neue Presse
Landau/Dingolfing. Die Bauern im Landkreis stehen dem ödp-Volksbegehren „Rettet die Bienen“ kritisch gegenüber. „Das Volksbegehren hat einen wünschenswerten Grundgedanken, nämlich die Artenvielfalt zu erhalten. Doch der Weg, mit dem die Initiatoren das erreichen möchten, ist der Falsche“, sagt Sebastian Dickow, der neue Vorsitzende des Verbands für landwirtschaftliche Fachbildung, im Gespräch mit der LNP.

Besonders kritisch sehe er die vom Volksbegehren geforderte Ausdehnung des Ökolandbaus: Bis 2030 soll auf mindestens 30 Prozent aller landwirtschaftlichen Flächen Öko-Landwirtschaft betrieben werden. „Diese Ausdehnung würde in einem Desaster für regionale Bio-Erzeugnisse enden“, fürchtet Dickow. Denn auch die Landwirtschaft unterliege der Marktwirtschaft, Bauern müssten das Angebot der Nachfrage anpassen. Es gebe noch keinen ausreichenden Absatzmarkt für derart viele Bio-Lebensmittel.„Die Zahl der Öko-Betriebe in Bayern wird in Kürze die 10 000 Marke überschreiten, was ja durchaus erfreulich ist. Aber bereits jetzt haben viele Molkereien lange Wartelisten mit Betrieben, die auf Bioumstellen wollen, es aber nicht können, da ihre Erzeugnisse nicht vermarktet werden können“, sagt Dickow. Die Landwirte hätten ein großes Interesse daran, die Biodiversität zu schützen und zu verbessern und die wichtigen natürlichen Kreisläufe zu erhalten, so Dickow. Jeder zweite Bauer habe sich bereits jetzt vertraglich verpflichtet, freiwillig mehr für den Umwelt- und Naturschutz zu tun.Fast 40 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Bayern werden laut Dickow nach den Richtlinien des Kulturlandschaftsprogramms (KULAP) und des Vertragsnaturschutzprogramms (VNP) bewirtschaftet. „Anstatt dieses enorme freiwillige Engagement zu stärken, möchte man sie mit teils irrsinnigen und besonders für kleinere und Bio-Betriebe existenzbedrohlichen Reglementierungen dazu zwingen, einer Entwicklung entgegenzuwirken, zu der alle in Deutschland gehörig beitragen.“ Bereits jetzt sei der bürokratische Aufwand sehr hoch, Fehler würden hart bestraft, so Dickow. Dabei leiste kein anderer Wirtschaftszweig in Deutschland so viel für die Umwelt wie die Land- und Forstwirtschaft. Dafür bekämen die Bauern zwar Kompensationszahlungen, diese seien aber auch nötig.„Stellen Sie sich mal vor,die Automobilindustrie müsste zehn Prozent ihrer Produktionsanlagen still stehen lassen, aber trotzdem noch pflegen. Das wäre undenkbar!“ Dickow fordert deshalb alle Menschen auf, das Volksbegehren nicht zu unterzeichnen. „Landwirte sollen die Möglichkeit haben, auf freiwilliger Basis die für ihren Betrieb geeignetsten Maßnahmen zu ergreifen, so kann viel mehr für die Artenvielfalt getan werden.“