Verband für landwirtschaftliche Fachbildung in Bayern e.V.

Die Organisation für Aus-, Fort- und Weiterbildung im Agrarbereich

"Rettet die Bienen, aber nicht so"

Ein Kommentar von Sebastian Dickow, vlf-Vorsitzender Dingolfing-Landau: "Ein populistischer Antrag mit schwerwiegenden Folgen für wenige und wenig Nutzen für die, in deren Namen geworben wird"

Jeder zweite Bauer in Bayern hat sich bereits jetzt vertraglich dazu verpflichtet, freiwillig mehr für den Umwelt- und Naturschutz zu tun. Fast 40 Prozent der Fläche werden nach Richtlinien von KULAP (Kulturlandschaftsprogramm) und VNP (Vertragsnaturschutzprogramm) bewirtschaftet.

Die nötige Honorierung erhalten Landwirte über die Umweltprogramme im Rahmen der EU-Agrarpolitik. Dass dieses Engagement wirkt, zeigt sich auch anhand von Zahlen: So sind laut Bayerischen Artenschutzbericht 2010 auch 80 000 der insgesamt 100 000 in Deutschland heimischen Arten in Bayern daheim. Darüber hinaus bestätigt das bayerische Umweltministerium in einem aktuellen Bericht, dass 700 000 Hektar an KULAP-Flächen ganz besonders zur Biodiversität beitragen. Über das bayerische Vertragsnaturschutzprogramm kommen nochmals rund 80 000 Hektar mit besonderen Naturschutzmaßnahmen hinzu, wo sich Bauern freiwillig engagieren. Wir Landwirte haben ein großes Interesse daran, die Biodiversität zu schützen und gar zu verbessern sowie die wichtigen natürlichen Kreisläufe zu erhalten. Das Volksbegehren zur Artenvielfalt hat an sich einen wünschenswerten Grundgedanken, jedoch ist der Weg, mit dem man diesen erreichen möchte, der falsche. Anstatt das enorme freiwillige Engagement der Landwirte, was sich ja in den bereits auf 40 Prozent der Flächen betriebenen Maßnahmen zeigt, weiter zu stärken und die positive Stimme der Landwirte hierzu zu nutzen, möchte man sie mit teils irrsinnigen und besonders für kleinere und BioBetriebe existenzbedrohlichen Reglementierungen dazu zwingen einer Entwicklung gegen zu wirken, zu der alle in Deutschland gehörig beitragen. Kein anderer Wirtschaftszweig in Deutschland leistet so viel für die Umwelt wie die Land- und Forstwirtschaft. Selbstverständlich erhalten die Landwirte hierfür teilweise auch Kompensationszahlungen, welche aber nur einen Teil des Ertragsausfalls abdecken. Diese sind aber auch nötig, stellen Sie sich mal vor, die Automobilindustrie müsste zehn bis 13 Prozent ihrer Produktionsanlagen still stehenlassen, aber errichten und pflegen, oder eine Wohnungsbaugesellschaft müsste jede zehnte Wohnung zwar errichten, aber dürfte diese nicht nutzen, müsste sie aber stets auf Neubauniveau halten. Ein weiteres Beispiel wäre, wenn jeder Arbeitnehmer zehn Prozent seines Einkommens neben der Steuer noch abgeben müsste, undenkbar. Und das ist nur eine der Forderungen aus diesem Volksbegehren. Wenn jemand freiwillig etwas spendet, dann ist das für diese Person auch vollkommen in Ordnung, aber wird sie per Gesetz dazu verpflichtet, so wird niemand damit einverstanden sein. Eine Ausdehnung des Ökolandbaus auf 20 bis 30 Prozent per Gesetz würde in einem Desaster für regionale Bio-Erzeugnisse enden, denn auch die Landwirtschaft unterliegt den Gesetzen der Marktwirtschaft. Somit muss sich auch hier das Angebot der Nachfrage anpassen. Die Zahl der Öko-Betriebe in Bayern wird in Kürze die Marke von 10 000 überschreiten – eine durchaus erfreuliche Entwicklung aber schon jetzt führen viele Molkereien lange Wartelisten mit Betrieben, die auf Bio umstellen wollen, es aber nicht können, da ihre Erzeugnisse nicht vermarktet werden können. Eine sinnvolle und für die Biodiversität nützliche Gesetzesänderung wäre zum Beispiel, die Förderung von Blühstreifen nicht je Betrieb auf drei Hektar zu begrenzen, sondern auf maximal fünf Prozent festzulegen. Dadurch könnten deutlich mehr Blühstreifen in Summe angelegt werden. Würde man einen Prozentsatz ebenfalls auch noch für andere Maßnahmen wie das Anlegen von Gewässerschutzstreifen, Feldgehölzen, Hecken, etc. einführen, so würden auch deutlich mehr von diesen binnen kürzester Zeit angelegt werden. In dem Volksbegehren Artenvielfalt jedoch fordert man nur, dass diese weder geschädigt, noch in der Substanz vermindert werden dürfen. Damit wird man niemals erreichen, dass mehr solcher Strukturelemente entstehen, und sinnvoll ist es ohnehin nicht, wenn eine Hecke nichtmals gepflegt werden darf. Selbstverständlich muss es auch für diese Maßnahmen eine Kompensationszahlung geben, denn beispielsweise ein Blühstreifen mit autochthonem Saatgut verursacht allein durch das Saatgut bereits Kosten von etwa 900 Euro je Hektar, die Vorbereitung des Bodens und die Aussaat sind hier noch nicht eingerechnet, und er bringt dem Landwirt keinen Cent von seinen Kosten zurück ohne Förderung. Landwirte sind zwar leidensfähig, aber nur von Luft, Liebe und dem Betrachten von schönen bunten Blumen können sie nun mal nicht leben. Wir Landwirte möchten auch weiterhin unsere Heimat mit gesunden regionalen Lebensmitteln versorgen, die bayerische Kulturlandschaft erhalten, die Umwelt und unsere Natur schützen und die Artenvielfalt erhalten. Dies ist uns aber nur möglich, wenn uns gesetzlich der passende Rahmen dazu gegeben wird und nicht die Vielseitigkeit und Individualität der bayerischen Betriebe, sowie die natürlichen Gegebenheiten und die Gesetzte der Marktwirtschaft ignoriert werden. Im vergangenen Jahr wurde der Begriff „lindnern“ als Jugendwort des Jahres vorgeschlagen. Dieser bedeutet „lieber etwas nicht zu tun, als das Falsche zu tun“ und daher würde ich Sie alle zum „Lindnern“ auffordern bei dem Volksbegehren Artenvielfalt. Unterzeichnen Sie dieses Volksbegehren nicht und fordern Sie die Politik dazu auf, den Landwirten die Möglichkeit zu geben, auf freiwilliger Basis für ihren Betrieb die bestgeeigneten Maßnahmen zu nutzen. Denn so kann viel mehr für die Artenvielfalt, und das auch noch in deutlich kürzerer Zeit, erreicht werden.

Sebastian Dickow, Vorsitzender vlf Dingolfing-Landau

Einfach erklärt: Bienengesundheit und Varroa

https://m.youtube.com/watch?v=g2qu7wu1opE&t=8s

Es wird erklärt, warum die Varroamilbe ein großes Problem für Honigbienenvölker ist und warum es falsch ist, die Schuld für eine mangelhafte Bienengesundheit einseitig auf die moderne Landwirtschaft und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu schieben.